Von München zurück in die Heimat

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von Christoph Demko

Am 16. Oktober wird in der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern ein neuer Bürgermeister gewählt. Für die Grünen geht Martin Blankemeyer ins Rennen. Er möchte die Energiewende vorantreiben und die Kinderbetreuung sicherstellen. Außerdem verrät er, wieso es von Vorteil ist, dass er lange nicht in der Region gewohnt hat.

Martin Blankemeyers (Grüne) Kandidatur dürfte viele überrascht haben, denn sein derzeitiger Wohnsitz ist München. Fremd ist er in der Region dennoch nicht, denn geboren wurde er in Landau, aufgewachsen ist er in Bad Bergzabern. In Bayerns Landeshauptstadt arbeitet Blankemeyer als Filmemacher und Hochschul-Dozent. Nun soll es zurück zu den pfälzischen Wurzeln gehen, ins Schloss als Bürgermeister der Verbandsgemeinde. „Ich bin immer auf der Suche nach Neuem“, sagt er. Der Verbandsgemeinde bescheinigt er „viel Potential, es braucht nur jemanden mit Enthusiasmus“.

Und worin sieht er das angesprochene Potential? Zum Beispiel beim Thema Energiesicherheit und Naturschutz. „Wir leben in einer der sonneverwöhntesten Regionen Deutschlands“, sagt Blankemeyer. Da liege es nahe, verstärkt auf Photovoltaik (PV) zu setzen – genau das möchte er tun. Alle VG-eigenen Gebäude sollen nach seinem Willen entsprechend ausgestattet werden. Privatleuten und Gewerbetreibenden, die sich an seiner „Solaroffensive“ beteiligen wollen, sagt er maximale Unterstützung durch Energie- und Förderberatung zu. Sollen auch denkmalgeschützte Gebäude mit PV-Anlage bebaut werden? „Grundsätzlich ja“, sagt er. Eine andere Meinung hat er bei der Windkraft. „Windräder will hier keiner, das brauchen wir nicht.“

Mit schnellem Internet der Abwanderung entgegenwirken

Weiteres wichtiges Anliegen Blankemeyers ist die Versorgung aller Ortschaften mit schnellem Internet. So kann nämlich seiner Auffassung nach der Abwanderung entgegengewirkt werden. „Wenn wir die Gegend mit schnellem Internet versorgen, siedeln wir neue Freiberuflerinnen und Freiberufler sowie Gewerbebtriebe an“, ist er überzeugt.

In Sachen Kinderbetreuung verspricht Blankemeyer, „jedem Kind einen Platz zu sichern, der Arbeits- und Wegezeiten seiner Eltern abdeckt“. Laut dem Kita-Zukunftsgesetz des Landes haben Eltern bereits einen Anspruch auf eine durchgängige Sieben-Stunden-Betreuung ihrer Kinder. Das kann vielerorts jedoch nicht umgesetzt werden, unter anderem weil die Fachkräfte und die Räumlichkeiten in den Kitas fehlen. „Man muss das politische Ziel formulieren, das zu ändern“, sagt er. „Die Stellen müssen so attraktiv sein, dass sich jemand darauf bewirbt.“

Schockiert von sozialer Lage in Bad Bergzabern

Einigermaßen ratlos lässt ihn die soziale Situation gerade in der Stadt Bad Bergzabern zurück. „Am meisten getroffen hat mich der Satz ,Bad Bergzabern ist ein sozialer Brennpunkt’“, erzählt er von seinen Erfahrungen im bisherigen Wahlkampf. Das sei nicht das Bad Bergzabern, das er aus seiner Jugend kenne. „Das ist ein Thema, das ich versuche zu verstehen. Das habe ich so nicht erwartet“, gibt Blankemeyer zu. „Wir brauchen da einen Ausweg“, sagt er.

Eine wie auch immer geartete Lösung dieses Problems steht und fällt ebenso wie alle anderen Projekte mit dem Geld. Genau das fehlt der VG. In den Ortsgemeinden sieht es besser aus, findet Blankemeyer. Jedenfalls hätte sich das in Gesprächen unter anderem mit den Bürgermeistern so dargestellt. „Den Dörfern geht es nicht schlecht, die sind sehr solide“, sagt er. Sollten sie also deshalb auch mehr Umlage an die VG bezahlen, um deren Haushaltslage zu verbessern? Diskutiert wird jedenfalls eine Erhöhung des aktuellen Satzes von 33,6 Punkten seit geraumer Zeit. Blankemeyer möchte sich nicht festlegen, ob er als Bürgermeister eine Erhöhung anstreben würde. „Vom Gefühl her ist sie in der richtigen Dimension“, sagt er. Am Ende sei es ein Aushandlungsprozess zwischen Verbandsgemeinde und den Ortsgemeinden.

„Bin komplett unabhängig“

In der Tatsache, dass er viele Jahre nicht hier lebte, sieht Blankemeyer „einen der großen Vorteile“. Dadurch gebe es keinerlei Verflechtungen – weder im Guten noch im Schlechten. „Ich bin komplett unabhängig.“ Natürlich sei er aber nicht in jedem Thema firm, was auch ein Nachteil sei, gibt Blankemeyer zu.

Sollte er künftig Chef der Verwaltung im Bad Bergzaberner Schloss sein, möchte er „ein anderes Miteinander etablieren“. Als denjenigen, der von oben herab diktiert, was zu tun ist, sieht er sich nicht. „Ich kandidiere nicht als Schlossherr“, bringt er es auf den Punkt.